Galater-Brief
Werner Bergmann
Gal.1,1: „Paulus, Apostel, nicht von Menschen, noch durch einen Menschen, sondern durch Jesum Christum und Gott, den Vater, der ihn auferweckt hat aus den Toten.“
Der Galaterbrief, von dem Apostel Paulus geschrieben, nicht an eine Gemeinde, sondern wie wir das am Ende von V.2 lesen: „...den Gemeinden von Galatien.“ Diese Gemeinden waren vornehmlich durch die Evangeliumsarbeit des Apostels Paulus entstanden. Zu diesen Gemeinden gehörten Antiochien, Ikonium, Lystra, Derbe usw. Diese Galater waren nicht dort beheimatet geweisen, sondern sie siedelten sich im mittleren Kleinasien an. Sie kamen durch die sogenannten Gallierzüge aus Frankreich nach Kleinasien. Das Urvolk Frankreichs waren die Gallier. Man findet heute noch einen Sprachgebrauch der alten Urfranzosen. Die waren vom Charakter her etwas jähzornig und sehr schnell zu den Waffen greifend. Da regierte sehr stark der alte Mensch. Dem Anderen das Haus über den Kopf abzubrennen war eine Spezifikation der Gallier. So heisst es heute noch: Den gallischen Hahn aufs Haus setzen, d.h. das Haus wegbrennen. Das war bei denen Mode und Sitte, wenn Differenzen beglichen werden sollten. Diese Gallier sind etwa um 278 v. Chr. vornehmlich dort in dieses Gebiet eingezogen und haben sich dort angesiedelt, d.h. also noch in den Anfangszeiten der Makkabäer. Zur Zeit Pauli gab es hauptsächlich Galater und viel Juden in diesen Städten und Ortschaften. Von diesen Galatern und von den Juden gleichzeitig kamen nicht wenige durch die Evangeliums-verkündigung zum Glauben. Der Heidenapostel belehrte diese Gemeinden und die Gläubigen dort drin tief und reichlich. Und als Paulus unterwegs war um des Evangeliums willen, kamen jüdische Lehrer aus Jerusalem, welche sagten: „Ihr müsst, neben dem Glauben an Christus, zugleich auch noch das jüdische Gesetz halten und die gesetzlichen Ordnungen und Rituale befolgen um selig zu werden!“ Und solche Lehre ist Sektenlehre. Wir finden diese Fortpflanzung, diesen Blinddarm (es ist ein Darmfortsatz) weg vom Zentrum, noch bei den heutigen Adventisten. Die haben so etwas, so eine Mischung. Damals war eine solche Zeit, in der man versuchte, in die Lehre des Christus auch das Gesetz hineinzutragen, ähnlich wie heute, in einer Zeit, wo man in die Gemeinde Jesu unter der Führung des Feindes die Mystik hineinträgt. Und alles das hat gewaltige Folgen.
Damals hatten die Gesetzeslehrer und heute haben die Mystiker ein Ziel: Sie wollen mit ihren Dingen die Fülle Gottes bringen. Diese ist aber überall – nur dort nicht! Infolge dieser Gesetzeslehrer in diesen galatischen Gemeinden entstand eine furchtbare Kontroverse zwischen den Judenchristen und den Heidenchristen. Das, was der Heilige Geist vermocht hatte zusammenzubringen unter dem Haupt Christus, das wurde wieder zerschlagen, indem man diesen Gläubigen vorgab: „Ihr müsst unbedingt das Gesetz halten!“ Welches doch durch unseren Herrn Jesus letztlich, wie die Bibel sagt, erfüllt worden war. In noch nie dagewesener Art in der Gemeinde Jesu wird Glauben einerseits und Gesetz andererseits zum Anlass schrecklichster Auseinandersetzung. Als Paulus davon hörte, setzte er sich flugs hin, um diesen Brief zu schreiben, an dem es nicht an Markanz fehlt. Er berührt ganz genau diese Punkte, um die es hier geht in diesem Brief. Es ist ein Situationsbrief, in eine ganz bestimmte Situation hineingeschrieben. Dieses Problem „zurück zum Gesetz“ waren also nicht Gottlose, sondern waren Kinder Gottes. Sie kamen von Jerusalem, waren dort zum Glauben gekommen und hatten das Gesetz bei ihrer Bekehrung nie losgelassen. Das ist ein Problem auch unserer heutigen Zeit: Es kommen solche zu Christus, übergeben ihr Leben, indem sie ihre Sünden bekennen. Aber nicht alles loslassen. Das hat dann zur Folge, dass ein endloser Schwanz von Gebundenheiten und Sieglosigkeiten ein solches Leben des Gläubigen begleitet, ja manchmal sogar beherrscht...