Lukasevangelium 1-18
Werner Bergmann
Lk.1,1: „Dieweil ja viele es unternommen haben, eine Erzählung von den Dingen, die unter uns völlig geglaubt werden, zu verfassen.“
Wenn wir neu heute in dieses Evangelium nach Lk. eintreten, dann ist das schon eine erfreuliche Sache. Denn wir haben, seit der Existenz der Missionsgemeinde Frankfurt, das ganze N.T. in der Bibel durchgenommen, bis auf Lk. und die Offb., die wir damals nur in den Sendschreiben durchgenommen haben. Sonst haben wir das ganze N.T. durchgenommen, wobei es zu wiederholten Auslegungen gekommen ist von verschiedenen anderen Briefen, so auch der Hebräerbrief und die Johannesbriefe. Wir haben also einiges wiederholt durchnehmen können. Und der Herr hat Gnade gegeben, dass wir durch die Verkündigung des Wortes auch feststellen konnten, dass über die Länge der Zeit eine Reihe von Gläubigen eine innere Befestigung erfuhren, was für uns wiederum alle von hohem Wert und Dankbarkeit gezeichnet ist. Mit dem Lukas haben wir es hier mit einer eigentümlichen Person zu tun. Dieser Lukas ist also der Autor sowohl dieses Evangeliums Lukas als auch der Apg. Er muss sich ungeheuerlich dahintergeklemmt haben, wie wir ja aus seinen Mitteilungen verschiedentlich ersehen. Er war ein sehr fleissiger Mann und war bekannt mit den Führern des Evangeliums, in Sonderheit auch mit Paulus. Wir wissen nicht genau, wann dieses Evangelium geschrieben worden ist, jedenfalls nicht vor 70 nach Christus. Das bedeutet also, dass es nach der Zerstörung Jerusalems und des Tempels gewesen sein muss. Dieser Lukas heisst ja übersetzt der „Leuchtende“ oder der „Lichtspendende“. „Luk“ ist eine Lichteinheit Lux. Wir haben es hier wirklich mit einem Lichtgeber zu tun. Wie wir wissen war er selbst, dieser Lukas, ein Arzt. Wir lesen von ihm in Kol.4,14. Es gibt nicht sehr viele Bibelstellen namentlich in der Erwähnung über ihn. Aber in diesem Kol.4,14 heisst es: „Es grüsst euch Lukas der geliebte Arzt und Demas.“ Da schreibt Paulus „der geliebte Arzt“. Wahrscheinlich hat er überall dem einzelnen Gläubigen mit seinem ärztlichen Wissen geholfen. Er war beliebt sowohl nach der geistlichen, als auch nach der ihm gegebenen praktischen Seite – ein Beliebter. Dieser Lukas wird zugleich auch durch den Apostel Paulus als einer seiner Mitarbeiter gestempelt. Er ist Mitarbeiter Pauli gewesen. Wir wissen nicht wie lange. Wir lesen das nur im Philemon. Da ist einmal diese Sache in V.24 erwähnt, wo gegrüsst wird. Da heisst es: „Es grüsst dich Epaphras, dein Mitgefangener in Christo Jesu, Markus, Aristarchus, Demas, Lukas, meine Mitarbeiter.“ Da haben wir ihn jetzt direkt in dem engen Gefolge Pauli. Hier finden wir ihn wieder als einer seiner „Mitarbeiter“. Ich kann mir schon vorstellen, dass er gut brauchbar war. Wir sehen doch auch welch einen Wert es hat, wenn wir für den Herrn brauchbar sind. Dann weckt es in uns für diese Personen der Heiligen Schrift ein gewisses Interesse. Ich habe ein weit grösseres Interesse für den Lukas als für den Demas, die hier nebeneinander erwähnt sind. Das ist ja auch ganz erklärlich weshalb und warum. Wir haben auch noch einmal eine Erwähnung im 2.Tim.4,11, wo es heisst: „Lukas ist allein bei mir“. Er hatte Seine Mitarbeiter ausgesandt in die einzelnen Arbeitsgebiete. Sie gingen hinaus, um die Gemeinden zu festigen; sie gingen hinaus, um das Evangelium weiterzusagen, damit die verlorenen Menschen zur Errettung gebracht werden. Und da sehen wir nun hier in 2.Tim.4,11, wie der Paulus schreibt, dass der Lukas allein noch bei ihm ist. Den Lukas hat er wahrscheinlich gar nicht so schnell hergegeben oder hergeben wollen. Wir wissen nicht, ob auch Paulus einer von denen war, der die Hilfe eines Arztes bedurfte. Denn Paulus war nüchtern. Und der Herr selbst hat gesagt, dass die Kranken des Arztes bedürfen. Wir wollen das ruhig so hinnehmen. Er war ein Arzt und es war schon gesagt, dass er dieses Evangelium Lukas hat verfassen dürfen nach den Triebwirkungen des Heiligen Geistes, wo es dann heisst: „Heilige Männer redeten, getrieben vom Heiligen Geiste“. So war einer von diesen dieser Lukas. Wir haben da noch in diesem seinem Brief eine Glosse, die wir auch noch lesen wollen, weil sie dazugehört. In Kap.4,23 sagt er über das Sprichwort: „Ihr werdet allerdings dieses Sprichwort zu mir sagen: Arzt heile dich selbst!“ Solch einen Satz finden wir im ganzen N.T. nicht noch einmal, sondern nur bei dem Arzt Lukas, weil ihm das Arztsein so nahe war. „...Arzt, heile dich selbst!“ Das spricht hier der Herr Jesus aus. Und da hat es ungeheuerliche Parallelen, die der Herr anführt. Denn wenn wir in Mk.15 hineinschauen, wird in V.31 gesagt: „Andere hat Er gerettet, sich selbst kann Er nicht retten.“ Ich glaube, dass die Aussage in diesem Lk 4,23 in der Verlängerung dahin zielt, was der Herr dann sagen wird, wenn Er am Kreuz hängt. Wir sind froh und dankbar dafür, dass der Herr sich nicht selbst geholfen hat um von diesem Kreuz loszukommen. Er hätte schon herunterkommen können. Aber wir sind Ihm dankbar, dass Er dort gehangen hat und dass Er dort geblieben ist unseretwegen. Uns hat es zur Errettung und zur Gnade gereicht. Wir sind also froh, dass der Herr von all Seiner Macht, die Ihm eigen war, in welcher Er auch an das Kreuz ging, hat. Er hat nicht Gebrauch gemacht von der Kraft, die Ihm zur Verfügung stand. Das ist etwa in Kurzem ein Blick hinein in diese Anfänge des Lk.-Evangeliums.
Wir haben heute die zusammenhängenden vier Verse, die eine Einheit bilden. Sie sind mehr in das Anfängliche eines Evangeliums gestellt, wie wir auch gleich hören werden. Wir finden nun den V.1, wo es heisst: „Zumal es viele unternommen haben...“. Viele haben es unternommen in den damaligen Zeiten die Dinge der Erlebnisse mit dem Herrn zu Papier zu bringen. Wir müssten uns fragen, wie das eigentlich kommt? Wenn die Bibel hier sagt, „viele“, so hat es dennoch dem Herrn gut geschienen, nur vier von den Vielen dafür zu erwählen, diese Evangelien uns mitzuteilen und zu überliefern. Wir kennen die genauen Beweggründe nicht. Aber es liegt wohl am nächsten, dass der Heilige Geist in den Herzen der Seinen so gewirkt hat, dass es auch gar nicht begrenzt blieb auf jene Vier, unbedingt zur Feder zu greifen und die wunderbaren Geschehnisse und Erlebnisse niederzuschreiben, um die es hier in der Gemeinschaft mit dem Herrn ging. Es war ein Wirken des Geistes in den Herzen der Glaubenden zur Feder zu greifen. Da haben die vielen nicht nur einen Versuch, sondern auch tatsächlich dies niederzulegen unternommen. Aber wir freuen uns zugleich, dass doch in der letzten Konsequenz der Herr selbst der ist, der jene vier aussonderte in den Tagen, um sie in der Heiligen Schriften Aufnahme finden zu lassen in dem, was geschrieben war. „...viele haben es unternommen...“. Nun wird hier in einer Allgemeinheit geredet, die vielleicht so nach Erzählung klingt. Aber dem ist nicht so. Wir verstehen heute unter einer Erzählung, z.B. von Wilhelm Hauf, etwas völlig anderes als das, was hier gemeint ist. „...eine Erzählung von Dingen...“. Da haben wir schon die erste Fussnote wo es heisst „von Ereignissen“. Also haben sich die Dinge ereignet. Vielleicht wäre das bessere überlieferte Wort für uns „Tatsachenbericht“. Dann würden wir vielleicht ein paar Grade stärker das erkennende Gewicht auf die Mitteilung legen. ...Es sind Ereignisse gewesen, die jene Gläubige überführten, sich dem Herrn völlig zu übergeben, um Ihm nachzufolgen in Treue und Hingabe. Nun heisst es des weiteren in dem V.1: „...die unter uns völlig geglaubt werden.“ Und da haben wir wieder die Fussnote, wo es heisst: „...unter uns völlig erwiesen und beglaubigt sind.“...