Die Opferungen
Werner Bergmann
...Die Opferungen im AT und NT
Es ist erstaunlich, in welcher Mühewaltung Sich der Herr mit dem Menschen „im Fleische“ beschäftigt, damit er dienstbar werde für Gott. Eine weit größere Vielseitigkeit aber lag in der Fülle jener Opfer des AT und ihrer zielgerichteten Auslegung allein auf Christus hin. Jedoch, obgleich es so viele Opfer und Opferarten im AT gab, vermochten diese, im sichtbaren „Materie“-Bereich vollzogenen Dinge, jedoch nicht die „Fülle des Christus“ auszudrücken. In dem einen „Opfer Jesu“ liegt die Erfüllung aller alttestamentlichen Erwartungen Israels betreffs
1. der absoluten Befriedigung über Sünde und Schuld der Menschen vor Gott;
2. der uns mit der Ewigkeit verbindenden Errettung durch den Sohn;
3. der juristischen Verurteilung und vollen Überwindung aller Feinde Gottes.
Dieses soll auch im Titelbild zum Ausdruck gebracht werden.
Dabei wird auf die Schriftstelle in Kol.2,9 hingewiesen: „Die Fülle Gottes gab sich im Sohn.“
Ein „Opfer“ ist immer eine besondere Gabe mit einem sehr hohen Wert; es steht immer in seiner Wertachtung an höchster Stelle der Ausgezeichnetheit unter Ausschluß jedweder Wertlosigkeit oder Geringigkeit. Ein solch gegebenes Opfer hinterläßt einen Verlust beim Gebenden im nachhinein. Es entsteht eine schmerzende Trennung zwischen dem Gebenden und seiner Gabe, hin zu dem Empfangenden. Die „arme Witwe“ (Lk,21,1-4) gab kein Almosen vom Überfluß; denn sie gab alles, was sie hatte. Solche Opfer tun weh.
Alle Opfer des AT treten jedoch zurück; sie verblassen und verschwinden hinter dem einen Opfer Jesu Christi, der das fleischgewordene Wort Gottes ist (Joh.l,14). Die Einmaligkeit und die Besonderheit, die Heiligkeit und die Weisheit Gottes liegen hier in einem höchst ungewöhnlichen Vorgang. Es ist nicht irgendwie „ein Opfer“, sondern es handelt sich hier um das höchste Opfer, welches der Schöpfergott für Seine Feinde (eine wildgewordene und gottfeindlich gewordene Rebellengruppe von Menschen) dahingab. Der Sohn der Liebe Gottes entbot Sein Leben in Stellvertretung für uns. Diese Opferung war Trennung von Gott; sie war Verlassenheit und Verlassensein von Gott – bis in den Tod (Ps.22,1). Alle alttestamentlichen Tieropfer waren „nur“ Schattenbilder (Vorbilder) auf das eine wahre Opferlamm Gottes: Jesus! All die Menge der vielen, vielen Opferungen und die Vielfalt in den verschiedenen Handlungen bei den Opfern, einschließlich der mannigfaltigen Bei- und Nebenopfer des Alten Bundes, dienten, dem Wort Gottes gemäß, allein dazu, um Christus im Blick nach Golgatha besser zu erkennen.
Aber auch schon im AT hatte der Israelit sich von seinem Besitz zu „trennen“, indem er, in Darstellung des Opfers Jesu, einen jungen Stier oder einen Schafbock als Opfer bringen mußte...